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Sorsumer Sommer-Interview


Stephan Lenz, stellvertretender Ortsbürgermeister und Stadtratsmitglied, spricht mit Malte Spitzer, Sozialdezernent der Stadt Hildesheim, über Fragen, die den Sorsumer Familien jenseits von Corona auf den Nägeln brennen.

In den letzten Wochen und Monaten kamen vor allem bei den Sorsumer Eltern immer mehr Fragen über die hiesige Schule und den Kindergarten auf. Aus Sorge über mangelnde Kita-Plätze besuchten mehrere Eltern Anfang des Jahres 2020 sogar eine Ortsratssitzung und eine Sitzung des Sozialausschusses im Rathaus.

Nach vergangenen vier Monaten hat sich der stellvertretende Sorsumer Ortsbürgermeister Stephan Lenz beim Hildesheimer Sozialdezernenten Malte Spitzer nach dem Sachstand von Kindergarten, Spielplätzen und Grundschule erkundigt.

Lenz: Hallo Herr Spitzer. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen und mir ein paar Fragen beantworten.
Durch fehlende Baugebiete bzw. Wohnungen und den dadurch verbundenen Wegzug vieler jüngerer Bürgerinnen und Bürger, hat sich die Altersstruktur in Sorsum in den letzten Jahren sehr verändert. Unter anderem durch das Baugebiet Nordfeld I sind aber wieder jüngere Familien nach Sorsum gezogen. Auch wenn wir beide in einem regelmäßigen Austausch stehen, hat das bei vielen Familien zu der Befürchtung geführt, dass die Infrastruktur in Sorsum nicht mitwächst. Im Februar waren ja besorgte Eltern im Sorsumer Ortsrat und auch im Sozialausschuss und haben sich Gehör verschafft, da sie in Sorge wegen fehlender Kita- und Krippenplätze waren. Können Sie da schon was Neues mitteilen?


Spitzer:
Zunächst einmal habe ich mich gefreut, dass so viele Eltern den Weg ins Rathaus gefunden haben. Ich kann die Sorgen der Eltern gut nachvollziehen. Aber auch für Sorsum haben wir eine Lösung gefunden. Wir werden die Kita “St. Antonius” sanieren und ausbauen. Für die  Zwischenzeit wurde eine Interimslösung erarbeitet, mit der kurzfristig 18 neue Plätze geschaffen werden. Die Elternvertreter besprechen in Kürze mit dem Architekten die Planungen. Kurz danach wird man vor Ort die Arbeiten dann auch sehen.  

Was ich bei jeder Gelegenheit zum Thema Kita-Ausbau sage: Jeder neu zu schaffende Kitaplatz braucht zu seiner Realisierung durchschnittlich drei Jahre – da wird geplant, ausgeschrieben, beschlossen, genehmigt, gebaut, eingerichtet, Fachkräfte werden rekrutiert und vieles anderes mehr. Und in Hildesheim werden in kürzester Zeit fast 1000 neue Plätze geschaffen!  Ich gehe davon aus, dass wir dieses Ziel bis 2022 erreicht haben werden. Klar ist aber auch, dass wir bis dahin immer wieder in Einzelfällen Kinder nicht sofort versorgen können. Das ist wirklich bedauerlich und für die Familien belastend – aber schneller als in Hildesheim geht es wirklich nicht. Die dank unserer guten familiären Rahmenbedingungen übermäßig gestiegenen Geburtenzahlen in Hildesheim, die Einführung des beitragsfreien Kindergartens und die Einführung der Möglichkeit, Kinder ein Jahr länger in der Kita zu lassen (“Flexikinder”) – all das war nicht vorhersehbar. Das lässt den Bedarf nach weiteren Plätzen immens steigen. Ohne diese Entwicklung in den letzten zwei Jahren hätten wir heute eine bedarfsgerechte Versorgung. Aber wir bleiben auf Kurs – und werden mit weiteren rd. 400 Plätzen bis 2022 eine wirklich gute Versorgungssituation für die Kinder unserer Stadt herstellen.    

Lenz:
Es gibt auch Sorge, dass die Kapazitäten der Sorsumer Grundschule nicht ausreichen. Können Sie uns die Sorge nehmen?

Spitzer: Ja. Wir erwarten für die kommenden Schuljahre zwischen 18 und 24 Sorsumer Erstklässler. Erfahrungsgemäß besucht ein Teil dieser Kinder aber andere Schulen im Stadtgebiet. Insoweit kommen wir mit dem Raumangebot der GS Sorsum also gut hin.

Lenz:
Die sanitären Anlagen vor allem in der Sporthalle aber auch im Schulgebäude sind schon Jahrzehnte alt und müssten dringend saniert werden. Dazu wurden auch schon von der Politik Haushaltsmittel eingestellt. Wann geht es denn nun endlich los mit den Arbeiten?

Spitzer: Auch hier sind wir dran, aber auch das benötigt ein bisschen Zeit. Die Sanitärräume, WC-Anlagen und Duschen in der Turnhalle müssen von Grund auf saniert werden, ein paar neue Wasserhähne und Duschköpfe reichen da nicht. Das wird in diesem Jahr genauestens geplant, damit im kommenden Jahr gebaut werden kann. Im Jahr darauf sind die Sanitärräume im Schulgebäude dran.

Lenz:
Das bedeutend dann aber auch, dass die Zukunft des Standortes gesichert ist?

Spitzer: Die Zahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren sogar gestiegen. Der Bestand der Schule ist nicht gefährdet.

Lenz:
Der Außenbereich des Schulgeländes mit der Laufbahn, der Sprunggrube und der Wurfanlage sind in keinem guten Zustand. Können wir denn auch hier auf Besserung hoffen?

Spitzer: Die Stadt Hildesheim hat anstrengende Jahre der Haushaltskonsolidierung hinter sich. Vieles konnte nicht so bearbeitet werden, wie wir uns das wünschen. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns seit einigen Jahren wieder mit großem Engagement an die Arbeit machen, die Schulen innen und außen zu sanieren, Sporthallen zu bauen, u.v.a.m. Fachräume, WC-Anlagen, Klassenräume, die Digitalisierung aller Schulen, Schulhöfe, Sportanlagen, u.v.a.m. –  all das wird von der Stadt angepackt. Das kostet viel Geld und viel Zeit – und kann stufenweise und immer mit dem Blick auf die konkrete Situation der jeweils 24 Schulen in städtischer Trägerschaft erfolgen. Die Sportanlagen in Sorsum haben wir dazu stark im Blick, wobei angesichts von Corona abzuwarten bleibt, ob und in welcher Form mittelfristig überhaupt Schulsport stattfinden darf.

Lenz:
Im Rahmen des Zukunftsvertrages wurden hier zwei Spielplätze in private Patenschaften übergeben. Dadurch hat die Verwaltung zugesichert keine Spielplätze in Sorsum zu schließen und den Status Quo der bestehenden zu erhalten. In den letzten Jahren wurden abgängige Spielgeräte meist durch nicht so hochwertige Federwippgeräte ersetzt. Für den Erhalt des Spielplatzes im Im Sackkamp musste ich fast ein Jahr kämpfen, bis Bewegung in die Sache kam. Können Sie nachvollziehen, dass die Sorsumer Bürger und Bürgerinnen verärgert aber auch verängstigt sind, dass wir hier gegenüber der Stadt abgehängt werden?


Spitzer:
Ich bin froh über das starke Engagement in Sorsum, denn nur durch die Patenschaften konnten die Spielplätze erhalten werden. Die Grundsanierung eines Spielplatzes können wir als Stadt aktuell nur mit Fördermitteln des Landes stemmen. In unseren großen Sanierungsgebieten sind auf diese Weise wirklich attraktive Angebote für Kinder entstanden. Für die anderen unserer 154 Spielplätze müssen wir kreativ sein und investieren hauptsächlich in die Plätze, die kurz davor sind, ihren Spielwert gänzlich zu verlieren. Um hier an möglichst vielen Stellen helfen zu können, werden eher preiswerte Spielgeräte aufgestellt. Größere, schönere Geräte können aktuell nur über Spendenmittel finanziert werden.

Lenz:
Vielen Dank für das Interview!

Text: Stephan Lenz, Foto: Gerhard Peisker

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